Auf Einladung der SPD in Dissen hat sich Dr. Horst Baier mit seinem Wahlprogramm für die Landratskandidatur vorgestellt. Baier ist Mitglied der SPD, tritt aber als unabhängiger Kandidat an, um ein breites Bündnis für einen Politikwechsel im Landkreis Osnabrück zu erreichen.
Baier ist seit 2012 Samtgemeindebürgermeister in Bersenbrück und berichtete zunächst von seinem beruflichen Werdegang, der von Stationen bei einem Versicherungsunternehmen über verschiedene Kommunen wie Braunschweig, Salzgitter und Osnabrück geführt hat. Als Finanzfachmann und Volkswirt lag sein beruflicher Schwerpunkt bis zur Wahl als Bürgermeister in den Bereichen Finanzen, Organisation und Gebäudemanagement. In Bersenbrück arbeitet Baier mit einem Bündnis von Unabhängigen Wählergemeinschaften, Grünen und SPD gut zusammen.
Der Vorsitzende der SPD in Dissen, Heinz-Günter Stolle, zeigte sich überzeugt, dass Baier mit seinem umfangreichen Erfahrungshintergrund das Amt des Landrates professionell und fachkundig ausüben kann. Vor allem die Praxiserfahrungen in der Privatwirtschaft und in vielen großen Kommunen könnten auch im Landkreis Osnabrück für neue Impulse sorgen.
Baier nannte als wichtigstes Anliegen die Umsetzung eines neuen Politikstils, der sich durch eine aktive Einbindung von Bürger- und Bürgerinnen und eine hohe Transparenz im Handeln auszeichnen soll. Die Interessen der Gemeinden müssen dabei in den Mittelpunkt gestellt werden. Der Landkreis soll sich als Partner verstehen und in Zukunft deutlich kooperativer handeln. Weitere Schwerpunkte von Baier liegen in den Bereichen Wohnungsbau, Bildung, Natur- und Umweltschutz, Verbesserung der Zusammenarbeit in der Region und den Erhalt lebendiger Ort, z.B. durch einen besseren ÖPNV und Unterstützung kleiner Gemeinden bei der Aufrechterhaltung ihrer Strukturen.
Im Rahmen der angeregten Diskussion ging Baier auch auf die Entwicklung des Krankenhauses in Dissen ein. Als ehemaliger Finanzvorstand bei der Stadt Osnabrück war er an den Verhandlungen zum Kauf des Krankenhauses in Dissen beteiligt. Durch seinen Wechsel nach Bersenbrück Anfang 2012 konnte er zu seinem Bedauern jedoch keinen Einfluss auf die weitere Entwicklung nehmen. Baier nannte schwere Managementfehler beim Klinikum Osnabrück bei der Integration und der Neuplanung des Dissener Krankenhauses und das mangelnde Engagement der Osnabrücker Politik und des Landkreises Osnabrück als wesentlichen Grund für die sehr bedauerliche Schließung. Die zum gleichen Zeitpunkt erfolgte Übernahme des Johanniter-Krankenhauses in Bramsche durch die Niels-Stensen-Gruppe war im Gegensatz zu Dissen erfolgreich und zeigt, dass sich mit einem Schulterschluss aller politischen Kräfte in Hannover etwas bewegen lässt. Er kritisierte auch die bei der Landesregierung vorherrschende Meinung, dass kleine Krankenhäuser geschlossen werden sollten. Die Schließung eines Krankenhauses hat erhebliche Konsequenzen in der unmittelbaren Region auf die medizinische Versorgung. Er würde sich als Landrat massiv für den Erhalt von Krankenhäusern im ländlichen Raum einsetzen und zur Not auch Mittel des Landkreises zur Verfügung stellen. „Im Gegensatz zu anderen Landkreisen wie z.B. Vechta hat sich der Landkreis Osnabrück komplett aus der Verantwortung herausgezogen“, bedauert Baier.
Die Nachnutzung des Krankenhausgeländes ist für Baier eine große finanzielle Herausforderung für die Stadt Dissen aufgrund der Abrisskosten. Er setzt sich für einen Wohnungsförderungsfonds beim Landkreis ein, mit dem die Gemeinden bei Problemimmobilien finanziell unterstützt werden sollen.
Einen großen Raum nahm auch die Diskussion über die Schulentwicklung im Landkreis Osnabrück ein. Baier hat 2013 in Ankum den Versuch unternommen, eine Oberschule in eine IGS umzuwandeln. Dies wurde damals vom Landkreis Osnabrück massiv behindert. Er äußerte daher Verständnis für den Alleingang der Stadt Dissen bei der IGS. Grundsätzlich möchte Baier aber in einen stärkeren Dialog mit den Gemeinden gehen, damit eine geordnete Schulentwicklung erfolgen kann. Nach Ansicht von Baier ist in der Schulpolitik keine klare Linie mehr beim Landkreis erkennbar. In Fürstenau gibt es eine IGS in der Trägerschaft einer Gemeinde, die Schwierigkeiten beim Abbau des Sanierungsstaus hat. In Bramsche gibt es eine neue IGS, die aber keine Oberstufe ab Klasse 11 haben darf. In Melle wiederum gibt es eine neue IGS, die auf Druck aus Melle eine Oberstufe bekommen hat. In Dissen wird die neue IGS schlechter behandelt wie die anderen IGS, da der Landkreis keine Schulsachkosten für den Anteil der Schüler auf Gymnasialniveau übernimmt. Die ungerechte Behandlung der IGS Dissen würde Baier beenden.
Mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung ist in Dissen viel bewegt worden, findet Baier. Die Ansiedlung von Claas ist ein Glücksfall. Baier lobte Bürgermeister Hartmut Nümann, der bei der Ausweisung von Flächen sehr rührig ist und auch in Hannover in Bezug auf die fehlende medizinische Versorgung ständig auf eine Lösung drängt. Auch der Verbleib von Homann ist sehr positiv für den Wirtschaftsraum. Hier wünscht sich Baier aber etwas mehr Bescheidenheit beim Landkreis Osnabrück, der sich öffentlich als Retter von Homann darstellt. „Alle vor Ort wissen, dass andere Gründe als das Engagement des Landkreises für die Kehrtwende verantwortlich waren“, findet Baier.