
Die Hofstelle, 1180 zum ersten Mal erwähnt, ist eine Keimzelle Dissens und damit eines seiner geschichtsträchtigsten Gebäude. Der heutige Frommenhof wurde 1832 nach der schweren Feuersbrunst neu errichtet, die den halben Ort vernichtet hatte. Er gilt als eines der letzten Relikte aus der vorindustriellen
Geschichte Dissens.
Mit der Einheirat des Kaufmanns Eberhardt war der landwirtschaftliche Betrieb eingestellt worden, denn Eberhardt betrieb ein Kolonialwarengeschäft mit Kohlen- und Mehlhandlung. Der Frommenhof wurde zu einem bürgerlichen, mit Pferdestall und Parkanlage auf Repräsentation abzielenden Wohnsitz.
Wem die historische Holztür zum Frommenhof geöffnet wird, dem offenbart sich die Welt der vergangenen zwei Jahrhunderte. Aufwendige Türfassungen im Stil des Klassizismus, Jugendstilfliesen auf den Böden, gedrechselte Treppengeländer – der Putz bröckelt, die alte Pracht hat gelitten, doch sie ist noch sichtbar.
„Die Stadt Dissen ist froh und dankbar, dass der Verein sich engagiert und neuralgische Punkte im Dach über dem Balkon schließen lässt“, lobt Bürgermeister Hartmut Nümann den Einsatz des Vereins und seiner Vorsitzenden Petra Weitzel. Die Tischler stutzen zunächst die kanadische Kastanie, die bis aufs Dach gewachsen ist. Dann reparieren sie marode Stellen im Dach. 2500 Euro setzt der Frommenhof-Verein dafür ein. Er kämpft seit seiner Gründung vor elf Jahren dafür, dass der Hof erhalten bleibt und nicht abgerissen wird – wie es sein letzter Besitzer wollte. Theodor Maass hatte die Hofanlage nach eigenen Angaben für 620000 Mark (etwa
317000 Euro) gekauft. Die Entscheidung für den Erhalt musste schließlich das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg treffen.
Seitdem die Stadt die Immobilie erworben und Möglichkeiten einer künftigen Nutzung erarbeitet hat, sieht die Zukunft des Frommenhofs wieder rosiger aus – es gibt Kaufinteressenten. Nur der Investor, der tatsächlich seine Unterschrift unter den Kaufvertrag setzt, ist noch nicht gefunden.
Nümann und Weitzel sind jedoch zuversichtlich, dass dieses besondere Objekt vermarktet werden kann – inbegriffen auch der alte Fachwerkspeicher, in dem in den 20er Jahren eine Mädchen-Jugendherberge untergebracht war. Das Gästebuch beweist es noch heute: Die Mädchen fühlten sich auf dem Dissener Frommenhof ausgesprochen wohl.